Editorial


Die Genossenschaftsidee und ihre falschen Väter

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat vor kurzem der UNESCO in Paris vorgeschlagen (auf Empfehlung der Schulze-Delitzsch-Gesellschaft und der Raiffeisen-Gesellschaft), die „Genossenschaftsidee“ in das internationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. Das mag für manchen ein konstruktiver Vorschlag sein. Aber die Begründung der Deutschen UNESCO-Kommission enthält wider besseres Wissen einen groben historischen Fehler (wie schon der Vorschlag der beiden Gesellschaften!). Es heißt nämlich darin: „Die Väter der Genossenschaftsidee, Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen gründeten Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten genossenschaftlichen Organisationen.“ Das ist völlig falsch.

Die ersten Genossenschaften entstanden ohne jeden Bezug zu Schulze-Delitzsch und Raiffeisen weitaus früher und außerhalb Deutschlands. Das zeigen schon wenige Hinweise: Der frühere, 2009 gestorbene Präsident des Internationalen Genossenschaftsbundes, Ivano Barberini, gewiss ein Experte, hat ein Buch über die Idee und die Entwicklung der Genossenschaften hinterlassen. Darin stellt er fest, die Genossenschaft habe sogar antike Wurzeln und sei in allen frühen Kulturen der Menschheit vorzufinden. Er gibt viele Beispiele dafür und gebraucht das einprägsame Bild, die Genossenschaftsidee sei wohl in den Genen der Menschen verankert.

Aber auch die modernen Genossenschaften sind wesentlich älter als die Gründungen Schulze-Delitzschs und Raiffeisens und entstanden außerhalb Deutschlands. Dazu nennt Barberini als Beispiele bereits aus dem 18. Jahrhundert eine amerikanische Gründung Benjamin Franklins und Versicherungsgenossenschaften in England. Zum frühen 19. Jahrhundert verweist er (wie auch sonst jede, auch jede deutsche Genossenschaftsgeschichte) unter anderem auf die allgemein bekannten Gründungen von Louis Blanc, Charles Fourier und Philippe Bouchez in Frankreich und auf die ebenfalls berühmten Genossenschaftsgründungen in England durch Robert Owen und William King. Schon 1821 befasste sich laut Barberini die in London erschienene Zeitung „The Economist“ mit der Genossenschaftsidee. Damals waren Schulze-Delitzsch 13 Jahre und Raiffeisen drei Jahre alt.

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