ELG wechselt den Prüfungsverband

Interview mit Kay Jacob, Vorstand ELG Chemnitz eG vom 22. März 2013


Guten Tag Herr Jacob, im Jahr 2011 hat Ihre Genossenschaft den Mitteldeutschen Genossenschaftsverband (Raiffeisen/Schulze-Delitzsch) e.V. (MGV) in Richtung „Genossenschaftsverband e.V.“ verlassen, wie kam es zu dieser Entscheidung?

Wir haben uns damals gemeinsam mit der Zentralkonsum eG sowie weiteren gewerblichen und Konsumgenossenschaften als eine der Ersten für den Wechsel zum „Genossenschaftsverband e. V.“ entschieden, weil das Zukunftskonzept aus dem schließlich ein Sanierungskonzept wurde, die Strukturen, die Führungskräfte und die Finanzierung des MGV für uns nicht mehr akzeptabel waren. Schon damals war abzusehen, dass der MGV langfristig nicht überlebensfähig sein wird.

Diese Prognose hat sich ja auch bestätigt.

Nachdem der MGV bereits für das Geschäftsjahr 2011 einen Verlust von rund 436.000 Euro ausgewiesen hatte, ist der Verlust entsprechend der Abschlussbilanz des MGV zum 30. September 2012 auf rund 1,5 Millionen Euro angewachsen, außerdem weist der MGV einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von rd. 115T€ aus. Ohne die vom „Genossenschaftsverband e. V.“ angestrebte Fusion der beiden Verbände hätte der MGV zu diesem Zeitpunkt Insolvenz anmelden müssen.

Mit der Verschmelzung der beiden Verbände können beim MGV die Arbeitsplätze gesichert werden, gewachsene Geschäftsbeziehungen bleiben erhalten und der „Genossenschaftsverband e. V.“ stärkt seinen Marktauftritt, also insgesamt eine positive Entwicklung?

Grundsätzlich ist es natürlich immer erstrebenswert, Arbeitsplätze zu erhalten und gewachsene Strukturen nicht zu zerschlagen. Gerade im Prüfungsbereich sowie in der Steuerabteilung haben viele Mitarbeiter über Jahre gute und zuverlässige Arbeit geleistet. Viele haben den MGV bereits vorab, man kann sagen rechtzeitig, verlassen.

Allerdings kann ich nicht nachvollziehen, dass derjenige, der vor allem die Misswirtschaft im MGV zu verantworten hat, bis 2014 bezahlt wird – bei Freistellung von den Dienstverpflichtungen. Das steht ja so eindeutig im Verschmelzungsvertrag. Zum außerordentlichen Verbandstag des Genossenschaftsverbandes e.V. in Erfurt wurde die Summe benannt, welche für Verpflichtungen an den alten Vorstand des MGV als Aufwand zurückgestellt wurde.

Ist das der Grund, weshalb Sie jetzt nach nur etwas mehr als einem Jahr Ihre Mitgliedschaft im „Genossenschaftsverband e. V.“ fristlos gekündigt haben?

Nein nicht in erster Linie, wobei ich ein solches Vorgehen weder nachvollziehen noch billigen kann.

Unsere Gründe sind…

… zum einen personelle: Nunmehr werden nach der Fusion ehemalige Mitglieder des Vorstandes des MGV als für uns zuständige Bereichsleiter eingesetzt, also die Personen, welche Genossenschaften, die den Verband verlassen haben, selbst zum außerordentlichen Verbandstag im Januar 2013 noch als die Ursache für den wirtschaftlichen Niedergang des MGV bezeichnet haben.

… zum anderen finanzielle: Im Dezember wurde der Mindestbeitrag für gewerbliche Genossenschaften von 50 Euro jährlich auf 400 Euro jährlich erhöht. Auch wenn die Satzung es vorsieht, dass der Verbandsrat über die Beiträge entscheidet, sollte doch gerade ein Genossenschaftsverband die Mitgliederbeteiligung leben und bei einer Beitragserhöhung von 400% den Mitgliedern eine Mitsprachemöglichkeit geben. Grundsätzlich sollte doch aber die Finanzierung eines Verbandes durch ein überzeugendes Leistungsspektrum erfolgen und nicht über willkürlich neu fest gesetzte Gebühren ohne weitere Zusatzleistungen.

Wie wurde diese Beitragserhöhung begründet?

Eine Begründung erfolgte nicht. In einer Erläuterung des „Genossenschaftsverband e. V.“ wird deutlich, dass diese Erhöhung zumindest mittelbar im Zusammenhang mit der Verschmelzung mit dem MGV steht. Es sollen wohl die Risiken aus den Verpflichtungen des MGV mit der Beitragserhöhung gedeckt werden.

Und wie fiel die Antwort des „Genossenschaftsverband e.V.“ auf Ihre Kündigung aus?

Bis zum heutigen Tag liegt uns nur die Bestätigung des Eingangs der Kündigung vor und der Hinweis, sich zur nächsten Vorstandssitzung mit unseren Argumenten auseinander setzen zu wollen.

Zu welchem Prüfungsverband werden Sie nun wechseln?

Wir haben uns für eine Mitgliedschaft im 2012 gegründeten, regional verankerten GVTS-Genossenschaftsverband Thüringen-Sachsen e.V. mit Sitz in Chemnitz entschieden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Carola Pauly, Zentralkonsum eG

 

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